I AM'STERDAM!   ..   Joe's kleines Tagebuch im Internet aus Amsterdam für Freunde und Interessierte

Holla la Jolla
Ein Reisetagebuch
Mittwoch, 9. März 2011
 
Momentan bin ich im sonnigen Kalifornien. Freitag startet hier meine Konferenz, deren Reisevorbereitung mir so viel Kopfschmerzen bereitet hat. Einen geschlossenen Reisebericht wird es nicht geben, dafür werfe ich ungeordnet kleine wichtige und unwichtige Informationsbrocken in mein Webtagebuch.

Mittwoch: Anreisetag

Mein Flug ist zweigeteilt. Teil eins geht von Amsterdam nach Los Angeles. Elf Stunden im Flieger in der Holzklasse sind langweilig, aber überlebbar. Ich sitze zum Glück am Fenster und meine Sitznachbarn sind nett.
Ich bekomme vegitarisches Spezialessen, weiß der Geier warum. Es besteht aus Reis mit Spinat, Käse und Asiasauce und liegt geschmacklich zwischen Schulessen und Gefängnisessen. Zum Essen gehört eine Tüte Atemfrischbonbons mit Minzgeschmack. Sie sehen aus wie mit Kaugummipaste beschichtetes Vogelfutter und tatsächlich ist ein Getreidekorn in jedem der kleinen Dragees. Die Bonbons schmecken nach fast nichts und die Vogelkörner bleiben in den Zähnen hängen.
Wir überfliegen Grönland und Kanada. Die Sicht aus dem Fenster ist atemberaubend, riesige Eisgebirge, zerklüftete Schneelandschaft und weiße Schollen, die auf dem schwarzen Ozean schwimmen.
Flug Teil zwei geht von LA nach San Diego. Oder besser gesagt: er sollte gehen. Stattdessen rollt mein Flieger schon mit einer Stunde Verspätung aufs Rollfeld, wartet dort weitere 15 Minuten und kehrt nach einer Durchsage zum Terminal zurück, wegen technischen Problemen. Nach weiteren dreißig Minuten wird der Flug abgesagt und die Fluglinie stellt einen Bus bereit. Er braucht über zwei Stunden bis zum Flughafen von San Diego, statt einer halben Stunde. Ich bin jetzt seit über 24 Stunden wach.
Im Bus neben mir sitzt ein freundliches Paar aus Frankreich, was ebenfalls nach La Jolla möchte. Ich borge ihnen mein Telefon, damit sie ihren Freunden, die sie vom Flugplatz abholen wollen, von der Verspätung berichten können. Sie bieten mir als Dank an, dass ich mit ihnen und ihren Freunden mitfahren kann, sie wohnen nämlich nahe meines Hotels. Ich nehme dankend an und erspare mir damit das teure Taxi, beziehungsweise die Suche nach einem Linienbus.
Mein Hotel ist einfach, schick und gemütlich. Ich betrete mein Zimmer und falle ins Bett.

Donnerstag: Mein erster freier Tag

Meine Dusche liefert nur kaltes Wasser. nachher muss ich fragen, wie ich sie auf warm umstelle.
Natürlich habe ich vergessen, rechtzeitig einen Reiseadapter für die Steckdose zu kaufen. Auf dem Flughafen gab es nur welche für 30 Dollar. Ich war geizig und verzichtete. Praktischerweise kann man allerdings einen deutschen Stecker seitlich an die Kontakte eines amerikanischen klemmen, während dieser in der Steckdose steckt. Das ist zwar nicht die feine elektrische Art, fürs Notebook reicht es aber.
Ein kleiner Traum ist in Erfüllung gegangen. Man stelle sich vor: Breite Straßen. Riesige Autos. Palmen. Und mittendrin: Joe. Auf dem Fahrrad. Wie es dazu kam? Ich habe einen ehemaligen Kollegen besucht, der aus Halle kommt und jetzt hier arbeitet an einem der Forschungsinstitute. Er hat mir ein Fahrrad ausgeliehen für meine Zeit hier. Auf dem fahre ich morgen auch zur Konferenz. Aber erstmal heißt es, auf dem Heimweg 100 Höhenmeter zu überwinden. Von oben nach unten.
Ich hatte den Duschknopf falsch bedient. Nachdem mir ein Hotelmitarbeiter gezeigt hat, wie es richtig geht, komme ich nun in den Genuss von Warmwasser.

Freitag: 1. Konferenztag

Gestern mit dem Rad die La Jolla Shores Küstenstraße runterrasen hat wirklich Spaß gemacht. Heute Morgen die gleiche Strecke auf dem Weg zur Konferenz wieder hochkurbeln war weniger lustig. Mein Hotel ist knapp 10km vom Veranstaltungsort entfernt und ich habe fast eine Stunde gebraucht. Wenigstens komme ich so nicht aus der Übung.
Kalifornien wäre eigentlich eine Wüste, wenn man nicht aus Hunderten Kilometern Entfernung Unmengen an Wasser herleiten würde. Um die Bakterien loszuwerden, die sich auf dem Weg hierher im Trinkwasser breit gemacht haben, wird es gechlort. Das Wasser aus dem Hahn schmeckt hier aus diesem Grund ziemlich nach Schwimmbad. Das ist besonders fies, wenn im Schnellrestaurant dank den üblichen Sirupmixmaschinen die Fanta nach Chlor schmeckt. Das hatte ich gestern.
Heute gabs auf der Konferenz Turorials, das eigentliche Treffen ist dann ab morgen. Vier Vorträge gab es heute, von interessant bis geht so. Die Leute hier sind aus der halben Welt, und es gibt relativ viele Deutsche.

Samstag: Zweiter Konferenztag

Eigentlich war das hier ein großes Futtern mit Vorträgen nebenbei. Es gab jeden Morgen Frühstück mit Kaffee, Donuts und allerlei zum Draufschmieren, später reichlich Mittagessen mit Sandwitches und Salaten und Getränken, nachmittags verschiedene Sorten Kuchen und Kekse, abends kleine Snacks und Bier. Und das alles aus Pappkartons, Pappbechern, Blechdosen, gegessen mit Plastikgabeln und geschnitten mit Plastikmessern. Ich habe hier noch keinen einzigen Porzellanteller gesehen, geschweige denn Besteck aus Metall.
Am Abend wollte ich mich eigentlich mit meinem Bekannten treffen, er und ein paar Freunde planten, ins Kino zu gehen. Wir machten einen Treffpunkt aus und er holte mich ab. Ins Kino ging es dann aber doch nicht. Stattdessen (und weil deren vorher stattfindendes Barbecue sich in die Länge zog) wurde ich spontan eingeladen zu dem Grillabend, es gab leckers Gemüse und allerlei schmackhafte Kleinigkeiten vom Grill. Serviert auf Porzellantellern. Normales Geschirr existiert also doch hier.

Sonntag: Letzter Konferenztag

Die Vorträge waren durchweg interessant diesmal, ich habe viel mitgeschrieben und werde sicher den ein oder anderen Autor in naher Zukunft mal kontaktieren.
Irgendwann am späteren Nachmittag traf sich eine kleine internationale Gruppe aus vier Gästen an einem der Tische draußen, und wir hatten unabhängig voneinander die gleiche Idee: Wie wäre es, wenn wir die letzten beiden Vorträge schwänzen (sie waren für keinen von uns bedeutsam) und stattdessen zum Strand laufen? Die Entscheidung verlief schnell zu ungunsten der letzten Redner. Zum Strand wandernd verbrachten wir eine Stunde mit spannenden Gesprächen. Networken klappt doch, aber eher jenseits vom Hauptgeschehen. Jedenfalls saßen wir später im Sand und genossen die Sonne und den Blick auf den Pazifik. Danach ging es zum Italiener essen, und danach zu einer Kneipe, die ihr eigenes Bier produzierte. Der Abend war prima, vielleicht sieht man sich mal wieder. Die Forschungswelt ist nämlich recht klein. Auf den Heimweg machte ich mich dann nach Mitternacht mit dem Rad. Meine 10 km zum Hotel waren etwas abenteuerlicher als vorher, da ich kein Licht am Rad hatte.

Montag: Frei.

Chillen. Sonne genießen. Touristisch durch Jolla radeln. Fahrrad zum Kumpel an das Institut zurückbringen.
Vom Institut ging es per Bus zurück nach hause. Busse sind hier ein Abenteuer für sich. Sie kommen pünktlich, plus minus 15 Minuten. Mein Bus hatte sogar 25 Minuten Verspätung. Statt einer freundlichen Stimme aus dem Computer, die einem sagt, wo der Bus als nächstes hält, murmelt mein Busfaher jedes mal etwas unverständliches ins Mikrofon aus dem ich den kommenden Halt erraten muss. An den Haltestellen selbst gibt es weder einen Namen noch einen Busplan, man muss genau wissen, was wo wann fährt. Und viel Zeit mitbringen.

Dienstag: Abreise.

Alles verläuft erstaunlich rebungslos. Checkout im Hotel. Busreise zum Flughafen, mit zwei mal Umsteigen. Check-in am Flughafen. Erster Flug.
In Minneapolis liegt Schnee! Zu schade, dass ich an meinem Zwischenhalt zu wenig Zeit habe, um mal nach draußen zu gehen, und den Kontrast zu meinem Kalifornien-Sommerwetter zu sehen. Bei Ankunft dort ist es Nacht und aus der Luft sieht die Stadt aus wie ein Weihnachtsmarkt, mit ihren bunten Lichtern inmitten der weißen Flächen.
Flug Nr. zwei geht dann nach Amsterdam. Wieder zieht sich die Wartezeit auf dem Rollfeld in die Länge und mir schwant schon böses, als der Pilot technische Probleme meldet. Siehe Anreisetag. Am Ende musste ich dann doch nicht mit dem Bus über den Atlantik, der Fehler konnte behoben werden und der Flug kam leicht verspätet in Amsterdam an.
Jetzt, wo ich dies hier schreibe, ist es halb 3 morgens. Ich bin putzmunter. blöder Jetlag. Aber die Reise war sehr schön, und dafür hat sich die stressige Vorbereitung definitiv gelohnt.

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Diese Aufnahmen hier stammen mal nicht aus Amsterdam, sondern aus Wippra. Was es damit auf sich hat, erklärt die Galerie selbst.


Ein paar Amsterdam-Ansichten bei Tage


Nachtaufnahmen von Dach meiner alten Wohnung aus


Mein erstes hier gebackenes Brot .. sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?


Natürlich gibts viel Wasser hier. Das ist der Meerarm, der durch Amsterdam führt, samt moderner Promenade und super Ausblick auf einen neueren Teil von Amsterdam.


Viel Regen bedeutet viele Wolken - und solch schöne Bilder im Abendlicht. Das Wohngebiet selbst hier ist nicht so fotogen.


Die Pflanze habe ich von Jochen bekommen. Mein erstes eigenes "Grün" hier .. sie hat einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett. Ich hab blos vergessen, welcher Art die Pflanze angehört.

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