I AM'STERDAM!   ..   Joe's kleines Tagebuch im Internet aus Amsterdam für Freunde und Interessierte

Die Katze im Sack
Vom Abenteuer, die Wohnung zu wechseln
Montag, 1. Mai 2011
 
Bekanntermaßen wohne ich in einer WG hier, eine Einzelwohnung ist für mich unbezahlbar. Von meinen ehemaligen Mitbewohnern Fabi und Rafa habe ich früher schon ab und zu einmal erzählt, und auch, dass sie seit Weihnachten leider nicht mehr hier sind. Seit dem hatte ich nur noch einen Mitbewohner, der aus China stammt. Mit Fabi und Rafa habe ich damals wirklich WG-typisch zusammengewohnt. Wir sind Abends oft weggegangen, haben Dinge zusammen geplant und unternommen, gemeinsam Essen gemacht. Mein chinesischer Mitbewohner und ich hingegen wohnten im wesentlichen neben einander her. Das Reden war schwierig (er spricht nur schlecht englisch), es gab keine gemeinsamen Interessen, wir ist nie auf ein Bier weggegangen oder haben zusammen gekocht. Seit Januar war mein WG-Leben daher ziemlich Öde. Mein Wohnungsgenosse und ich hatten außerdem, sagen wir mal, unvereinliche Meinungen über die Sauberkeit der Wohnung und das Zusammenleben allgemein. Details lasse ich weg, weil ich niemanden beleidigen will. Wie dem auch sei, ich wollte raus aus der Bude.
Meine Wohnung ist von der Uni gestützt und speziell für ausländische Mitarbeiter im ersten Jahr gedacht. Ende August hätte ich also sowieso ausziehen müssen. Am Housing-Helpdesk (Unserem Büro für Wohnungsangelegenheiten) erfuhr ich, dass ich einen Nachmieter brauche, wenn ich schon vorzeitig ausziehen will. "Die Uni bietet auch Wohnungen auf dem so genannten freien Sektor an", erklärte mir die freundliche Mitarbeiterin weiter. Diese sind geeignet für all jene, die länger als ein Jahr hier sind.
Ich musste also warten, bis sich ein Nachmieter fand, und das Büro ein WG-Zimmer in diesem so genannten freien Wohnungssektor frei hatte.
Ersteres passierte vor einen Monat. Jemand besuchte meine WG, schaute sich das freie Zimmer an und wollte einziehen. Gleichzeitig gab es einen freien WG-Platz für mich in einer anderen Wohnung. Bevor ich mich geistig auf den Umzug vorbereiten konnte, sagte der Kandidat plötzlich ab, und der Helpdesk musste mich vertrösten. Man wollte mir aber sofort Bescheid sagen, wenn sich wieder eine Chance ergab.
Vorletzte Woche war ich in Deutschland und hatte eine wunderbare Zeit mit Freunden und Familie. Regel Nummer Eins im Urlaub: Keine Arbeits-Emails lesen. Natürlich habe ich die Regel gebrochen. Zum Glück. "Sehr geehrter Herr Kutzera, [..bla bla ..] WG-Zimmer verfügbar, Nachmieter gefunden, er will sofort einziehen [..bla..] sie können noch diese Woche umziehen" lautete sinngemäß übersetzt die Email vom Helpdesk. Da war gerade Montag, ich saß in Halle und dachte an Murphys Law.
Am Ende zeigten sich die Kollegen vom Helpdesk sehr kulant. Sie gaben mir die Chance, eine Woche später umzuziehen und steckten meinen Nachmieter in einen der freien Räume meiner WG. Ich musste mich aber gleich entscheiden. Problemchen nur: ich musste die Katze im Sack mieten. Ich sollte dem neuen Wohnungsangebot zusagen, ohne die Wohnung je gesehen, oder die Mitbewohner kennengelernt zu haben. Ich kannte die Straße von außen, Streetview sei Dank. Schick sah's aus, und näher an der Uni gelegen als die alte Wohnung war es auch. Ich ging das Risiko also ein. Ich sagte zu. Und notierte mir, dass ich eine Luftmatratze mitnehmen muss auf der Rückreise, das neue Zimmer war nämlich unmöbliert.

Als ich nach Amsterdam zurückkam, war mein Nachmieter schon in das freie Zimmer eingezogen. Der neue ist aus Norddeutschland, Informatiker (was sonst) und sehr freundlich. Er macht gerade seinen Master und ist blos zwei Monate hier. Letzten Montag habe ich dann auch spontan die neue WG besucht. Beide Mitbewohner sind, so wie ich, Doktorranten, und arbeiten im gleichen UNI-Gebäude wie ich. Einer ist aus Rumänien und auch Informatiker. Nummer zwei ist Mikrobiologe und waschechter Bayer. Mit den beiden wird es hoffentlich lustig, die ersten Eindrücke waren jedenfalls prima. Die Wohnung selbst ist einfach nur toll. Groß, modern, zwei Stockwerke (Wohnzimmer und Küche unten, Schlafräume oben) hell und freundlich. Volltreffer. Ich glaube, ich bring eine Packung Pralinen bei unserem Helpdesk vorbei wenn alles fertig ist.

Vergangenes Wochenende bin ich umgezogen.
Samstag: Packen und Zimmer ausräumen. Es ist schon verwunderlich, wie viel Kram sich in einem halben Jahr ansammelt. Zog ich einst mit voll beladenem Fahrrad hierher und konnte alles allein transportieren, so kann man damit jetzt bestimmt einen Kleintransporter füllen. In Ansterdam war an diesem Tag übrigens Königinnentag, und eigentlich ist es schade, dass ich weder an den Feierlichkeiten teilgenommen habe (Ganz Amsterdam spielt verrückt) noch darüber berichten kann. Nächstes Jahr mache ich beides, versprochen.
Sonntag: Umzug. Mein Nachmieter bot mir zum Glück tatkräftige Hilfe an. Ich mietete einen VW Caddy, und wir luden das Ding bis unters Dach voll. Passte prima, alles mit einem mal. Und schnell waren wir dabei auch noch.
Es war das erste mal überhaupt, dass ich in Amsterdam Auto gefahren bin. Amsterdam ist von Stadtautobahnen durchzogen, die als Brücken, teilweise übereinander gelegen, die Stadtteile verbinden. Man muss vorher genau wissen, welche Abfahrt einen zum Ziel bringt, und wenn man sich verfährt, dann sehr gründlich. Ich war demzufolge froh, dass mein Kumpel ein Telefon mit Navigation hatte. Verfranst haben wir uns aber trotzdem ein wenig.
Mit dem Ausladen am Zielort waren wir ebenfalls erstaunlich schnell fertig. Ich hatte den Transporter einen ganzen Tag, und so sind wir spontan noch zu Ikea gefahren, Möbel kaufen. Und statt auf der Luftmatratze, die ich extra aus Deutschland mitgebracht hatte, schlief ich die Nacht auf meinem neuen 140er-Bett. Die Katze im Sack hat sich am Ende als Glückgriff erwiesen. Ich hoffe, der Eindruck bleibt so.

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Diese Aufnahmen hier stammen mal nicht aus Amsterdam, sondern aus Wippra. Was es damit auf sich hat, erklärt die Galerie selbst.


Ein paar Amsterdam-Ansichten bei Tage


Nachtaufnahmen von Dach meiner alten Wohnung aus


Mein erstes hier gebackenes Brot .. sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?


Natürlich gibts viel Wasser hier. Das ist der Meerarm, der durch Amsterdam führt, samt moderner Promenade und super Ausblick auf einen neueren Teil von Amsterdam.


Viel Regen bedeutet viele Wolken - und solch schöne Bilder im Abendlicht. Das Wohngebiet selbst hier ist nicht so fotogen.


Die Pflanze habe ich von Jochen bekommen. Mein erstes eigenes "Grün" hier .. sie hat einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett. Ich hab blos vergessen, welcher Art die Pflanze angehört.

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