I AM'STERDAM!   ..   Joe's kleines Tagebuch im Internet aus Amsterdam für Freunde und Interessierte

Kamper ui
Unser Unigebäude soll nützlicher werden
Freitag, 17. Juni 2011
 
Das Universitätsgebäude, in dem ich arbeite, wurde vor einem Jahr eröffnet ist ein sehr modernes, schönes Stück Architektur. Jede Ecke ist individuell gestaltet, es gibt nur wenig Symmetrie im Inneren und alles ist offen und weiträumig. Das Bauwerk ist ein Kunststück, eine abstrakte Skulptur. Der Bildhauer dieses Meisterwerks hat nur nie daran gedacht, dass darin Leute arbeiten sollen.
Seit Anfang an gibt es von den Mitarbeitern Beschwerden, wegen zu hohem Lärmpegel, flackerndem Licht, zu wenig Stauraum und anderen Unannehmlichkeiten. Pausenlos wird deswegen am Gebäude optimiert. Verantwortlich für das alles sind, zumindestens meiner Meinung nach, die Kamper.
"Een Kamper ui is een verhaal waarin een stad worden bespot." erklärt dazu die niederländische Wikipedia. Auf gut Deutsch: Eine kamper ui ist eine Geschichte, in der über eine Stadt gespottet wird. Besser gesagt, über die Stadt Kampen und ihre Bewohner. Kamper sind die niederländische Variante der Schildbürger, und die zeichnen sich bekanntermaßen dadurch aus, dass sie eine Dummheit durch eine noch größere Dummheit zu korrigieren versuchen.

Unsere Bürofläche hat ein ganz besonderes Design. langgestreckt ist sie, und zu den beiden langen Seiten offen. Die einzelnen Büros sind mit großen Regalen von einander abgetrennt. Es gibt zum Gang rechts statt Türen und Wänden seitlich verschiebbare Panele. Auf der anderen Seite des Büros ist ein Geländer. dahinter geht es zwei Etagen runter bis zum Erdgeschoss. Diese Idee hinter dem ganzen Aufbau war, das ein offenes Büro die Kommunikation fördert. Das bedeutet schlichtweg, dass jeder im Büro jeden im Büro reden hört. Und nicht nur das.
Man hörte von hier oben aus einfach alles, was unten so passierte. Diskutierende Studenten. Geräusche aus der Kantine. Leute, die im Eingangsbereich der Uni Ping-Pong spielen. Nachdem sich die Büroarbeiter über den Lärm beschwert haben, wurde auf der linken Seite eine Glaswand eingezogen. Diese verringert den Lärm ein wenig, dafür sieht der Bereich nun von außen wie ein Tiergehege aus. Und die Reinigungskräfte haben ziemliche Probleme, die Scheiben von außen sauberzuhalten. Kleinere Schildbürgerhaftigkeiten sind zudem die folgenden:

Es gibt keine Lichtschalter. Nirgendwo im Haus. Betritt man das Büro, erkennt ein Sensor die Bewegung und das Licht wird eingeschaltet. Bewegt man sich eine Weile nicht mehr, beispielsweise, weil man in ein wichtiges Paper vertieft ist, geht das Licht wieder aus. Ein kurzer Tanz vorm Sensor aktiviert das Licht für die nächste halbe Stunde wieder.
Da es keine Bürotüren gibt, kann niemand seine Wertsachen einfach liegen lassen. Es gibt es ein paar Schließfächer in den Regalwänden, falls denn mal eines frei ist. Sie sind schmal und unsinnig hoch. Eine Aufhängung für Zwischenböden im Schließfach gibt es zwar, aber ich habe im ganzen Gebäude noch keinen einzigen passenden Einhängeboden gesehen.
Das Gebäude ist von oben bis unten offen. Ich vermute, wer auch immer die Heizanlage für das Ding planen musste, träumt heute noch schlecht davon. Wir hatten im Winter in der Cafeteria unten 10 grad und saßen in Jacke beim Mittag. Dafür war es unter dem Dach ziemlich warm. Manchmal ist es recht kalt im Büro, obwohl draußen die Sonne scheint. Einstellen können wir die Temperatur nicht. Der Heizköper an meiner Wand ist etwa so groß wie ein Geschirrtuch und wohl nur zur Dekoration da.
Das finale Schildbürgerstück kommt bald. Mein Büro soll quer in der Mitte durch eine Wand geteilt werden, zusätzlich verschwinden die großen Regale. Das bedeutet: keine Schließfächer mehr. Und ich kann mich nicht mehr mit den netten Kollegen der Nachbargruppe unterhalten. Dafür haben wir dann im langgezogenen Raum elf Leute sitzen, die sich beim Telefonieren hören und stören können. Beschwerden über diesen Zustand sind vorprogrammiert. Und werden weitere Schildbürgertaten nach sich ziehen.

Nach allen Optimierungen, die sicher noch diverse Jahre dauern und Budgets sprengen werden, sieht unser Büro dann wahrscheinlich aus wie ein langweilig-gewöhnliches, mit Wänden, Türen, Schränken und Lichtschaltern. Ich freue mich schon drauf.

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Diese Aufnahmen hier stammen mal nicht aus Amsterdam, sondern aus Wippra. Was es damit auf sich hat, erklärt die Galerie selbst.


Ein paar Amsterdam-Ansichten bei Tage


Nachtaufnahmen von Dach meiner alten Wohnung aus


Mein erstes hier gebackenes Brot .. sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?


Natürlich gibts viel Wasser hier. Das ist der Meerarm, der durch Amsterdam führt, samt moderner Promenade und super Ausblick auf einen neueren Teil von Amsterdam.


Viel Regen bedeutet viele Wolken - und solch schöne Bilder im Abendlicht. Das Wohngebiet selbst hier ist nicht so fotogen.


Die Pflanze habe ich von Jochen bekommen. Mein erstes eigenes "Grün" hier .. sie hat einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett. Ich hab blos vergessen, welcher Art die Pflanze angehört.

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