I AM'STERDAM!   ..   Joe's kleines Tagebuch im Internet aus Amsterdam für Freunde und Interessierte

Fahrräder, Gras und die Farbe Orange
Oder: wie das hier alles begann
Montag, 14. Juni 2010
 
Die Niederlande sind flach. Ich meine: so richtig flach! Das Land wirkt vom Zugfenster aus wie eine Modelleisenbahnplatte. Aber schick und weiträumig ist es. Ich fahre gerade nach Amsterdam, wurde eingeladen zu einem Jobgespräch. Das ist aber erst morgen.
Gleich hinter der (virtuellen) Grenze lauern die ersten Klischees auf mich, Wohnwagen und Fahrräder. Erstere gibt es häufiger als bei uns, zweitere viel häufiger. Und es sind alles Hollandräder, mit dem Mountainbike würde man hier sofort auffallen. Klar, in einem Land ohne Mountains.
Amsterdam ist laut, voll, bunt und echt schön, mit den berühmten Grachten, einem sternförmigen Wasserstraßensystem mitten in der Stadt. Und ja, an jeder vierten Ecke ist ein coffee-shop mit esoterischem Namen und Leuten davor, die Cannabisrauch in die Luft blasen. Allerdings umgibt den Bahnhof scheinbar auch das Rotlichtviertel, was man als Gast erstmal unfreiwillig streift. Ich bin kaum 10 Minuten gelaufen, da spricht mich jemand an, mit qualmendem Joint in der Hand, möchte wissen, woher ich komme (und ich hatte mich extra nicht wie ein Tourist gekleidet) und erzählt mir, dass er Dänen hasst. Ich frage ihn wieso, aber er ist zu bekifft, um mir das zu erklären. Er verzieht sich bald, samt Rauchwolke. Etwas später erfahre ich, dass gleich FussballWM Dänemark gegen die Niederlande ist, manchmal sind Gründe so naheliegend. War ja klar, ausgerechnet wenn ich in Amsterdam bin spielen die Niederländer. Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass die Fanfarbe hier Orange ist .. in Form von T-shirts, Schmuck, Hüten, Bändern, Schals, Haaren .. halb Amsterdam läuft gerade in Orange rum. In meinen schwarzen Klamotten muss ich einfach auffallen. Jemand posaunt mir mit einer orangen Vuvuzelka hinterher.
Ich durchquere die Innenstadt Richtung Hotel. Vorbei an Menschenmassen (in Orange, natürlich), über kleine und große Brücken, durch eine Blokker-Filiale (sie haben hier genau den selben Nippes wie in Deutschland) und inmitten von unglaublich vielen Fahrrädern. Sie fahren an mir vorbei, überall, pausenlos, rasant, jede Straße hat hier einen Radweg. Skurrilerweise fahren auf denen auch lauter Motorroller, schlängeln sich zwischen den Fahrrädern hindurch. Helmpflicht für die Dinger scheint es übrigens auch keine zu geben.
Check-In im Hotel. Ich freue mich über meinen eben flüssig aufgesagten englischen CheckIn-Text, als der Mitarbeiter nebenan mich übernimmt - er spricht deutsch. Eigentlich fast schade. Das Hotel ist einfach und schick, mein Zimmer ist im 10. Stock mit Ausblick über die Stadt. Nur Wlan für 10 Euro pro Stunde finde ich unverschämt. Morgen hoffe ich irgendwo auf Gratis-Wlan in der Stadt.
Auf der Suche nach Abendbrot finde ich in Hotelnähe internationale Küche, also McDonalds. Das Stadtgebiet hier ist so eine Art Schmelztiegel der Kulturen, in der Filiale sind Afrikaner, Asiaten, Türken, Araber. Und ein Deutscher. (Verdammt, ich falle schon wieder auf.)
McDonalds ist unter anderem deswegen in der Welt beliebt, weil sie in einigen armen Gegenden armer Länder das einzige einigermaßen keimfreie Essen anbieten, wegen der internation Standards, die der Konzern vorschreibt. Dies sind NICHT die deutschen Standards, musste ich lernen - wir können uns über die Sauberkeit und das Essen in den deutschen Filialen sehr glücklich schätzen!
Ich bestelle und nehme das Essen mit. Noch bevor ich die Tüte einpacke, wird sie außen dort transparent wo innen die Pommes liegen. Der Burger zerfällt beim Transport in all seine Einzelteile und weicht seinen Pappkarton durch. Das Essen ist gerade so genießbar.
Die Niederlande gewinnen gegen Dänemark 2:0 und eines der Tore ist von den Dänen hausgemacht. Der Schmelztiegel ist laut, aber wenigstens friedlich.

Nächster Tag.
Man nehme: eine große Flasche billiges Mineralwasser mit Apfelgeschmack und dampfe den Inhalt auf Hotelshampooflaschengröße ein. So in etwa ist mein Duschbad im Hotelzimmer entstanden, anders ist der penetrante künstliche Geruch nicht zu erklären. Dampft man das Ganze weiter ein bis die Masse fest wird, so erhält man meine Seife. Sie stinkt selbst durch die Folie extrem nach Aromastoff und ich werde sie definitiv nicht auspacken.
Mein Frühstück ist nicht im Hotelpreis inbegriffen, den die Uni hier bezahlt. Anstatt 18 Euro für das Buffet zu berappen mache ich einen Morgenspaziergang. Ich finde ein kleines Cafe, darin belegte Baguettes und Espresso und freundliche Bedienung. Für ein Viertel des Preises.
Die meisten Leute hier sprechen englisch, die Kellner in den Restaurants, die Frau an der Kasse im Supermarkt. Das macht Einkaufen und Bestellen einfach, obwohl Speisekarten mir Rätsel aufgeben und ich aus manchen Läden wirklich nicht schlau werde, was sie anbieten.
Es ist eigenartig, den ganzen Tag englisch zu reden, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran. Meine Gespräche mit der Uni verlaufen prima, ein Ergebnis gibt es aber noch nicht.
Jetzt ist es Abend, ich wandere touristentypisch durch die Stadt. Irgendwann sagt mir mein Magen, dass das Cafe, an dem ich gerade vorbeilaufe, gemütlich ist und ich gehe rein. Er hat recht. Der Kaffee schmeckt, ich futtere Kürbissuppe und finde sogar ein offenes Wlan von einem der Häuser nebenan. Wie gut, dass ich die ganze Zeit mein Notebook rumgetragen habe. Und spät Abends? Fußball-WM. Nordkorea gegen Brasilien 1:2, was in Nordkorea bestimmt zur nationalen Heldentat hochstilisiert wird.

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Diese Aufnahmen hier stammen mal nicht aus Amsterdam, sondern aus Wippra. Was es damit auf sich hat, erklärt die Galerie selbst.


Ein paar Amsterdam-Ansichten bei Tage


Nachtaufnahmen von Dach meiner alten Wohnung aus


Mein erstes hier gebackenes Brot .. sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?


Natürlich gibts viel Wasser hier. Das ist der Meerarm, der durch Amsterdam führt, samt moderner Promenade und super Ausblick auf einen neueren Teil von Amsterdam.


Viel Regen bedeutet viele Wolken - und solch schöne Bilder im Abendlicht. Das Wohngebiet selbst hier ist nicht so fotogen.


Die Pflanze habe ich von Jochen bekommen. Mein erstes eigenes "Grün" hier .. sie hat einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett. Ich hab blos vergessen, welcher Art die Pflanze angehört.

(c) 2010 Joachim Kutzera | www.joekutz.de | joekutz (ätt) gmx.net | Webseite für nichtkommerziellen, privaten Gebrauch, alle Rechte vorbehalten.